„Sie und Ihre Schulen sind Vorbilder, denn Sie setzen sich ehrenamtlich für mehr Sicherheit auf dem Schulweg, an Bushaltestellen und in Schulbussen ein.” Das sagte Landespolizeipräsident Dr. Wolf Hammann am Sonntag, 28. November 2010, bei der Preisverleihung an herausragende Projekte der Aktion „Schüler-FAIR-kehr” in Böblingen.
„Seit Beginn der Aktion im Jahr 2007 wurden 4.865 Schülerinnen, Schüler und Erwachsene als Schülerlotse, Schulbusbegleiter oder Schulweghelfer ausgebildet, 345 Schulen haben sich beteiligt. Dieser Dienst zum Wohl der Allgemeinheit verdient allen Respekt und Anerkennung”, ergänzte der Präsident der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg, Heinz Kälberer. Mit dem Projekt „Schüler-FAIR-kehr” wolle die Landesverkehrswacht Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Innenministerium, dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sowie der Unfallkasse Baden-Württemberg den Weg von und zur Schule sicherer machen.
„Diese jungen Menschen kümmern sich um das Wohl anderer und achten auf die Einhaltung von Regeln. Wer sich rücksichtslos zum Nachteil anderer über Verkehrsregeln auf dem Schulweg hinwegsetzt und an der Bushaltestelle pöbelt, im Schulbus mobbt oder Sachbeschädigungen begeht, muss in die Schranken gewiesen werden”, sagte Landespolizeipräsident Dr. Hammann. Er freue sich, dass er heute bei der Bereitschaftspolizeidirektion Böblingen so viele Schülerinnen und Schüler begrüßen könne, die für mehr Fairness, gegenseitige Rücksichtnahme und so für mehr Sicherheit auf Schulwegen und in Schulbussen eingetreten seien.
Der Polizei seien im vergangenen Schuljahr 612 Schulwegunfälle bekannt geworden, davon 548 mit Verletzten. Das Dunkelfeld sei aber um ein Vielfaches höher. Die gesetzliche Unfallkasse Baden-Württemberg habe im Jahr 2009 circa 14.500 Schadensfälle reguliert, die im Zusammenhang mit dem Schulweg stünden. „Hinter dieser hohen Zahl verbergen sich verletzte Schülerinnen und Schüler und damit menschliches Leid”, sagte der Präsident der Landesverkehrswacht. Bei Unfällen, die sich auf dem Weg von und zur Schule ereignet hätten, seien im Schuljahr 2009 zwei Tote im Alter zwischen sechs bis 17 Jahren zu beklagen gewesen (2008: vier), 93 seien schwer (2008: 121) und 420 (2008: 458) leicht verletzt worden. „Trotz dieser Rückgänge dürfen wir nicht nachlassen, um gemeinsam die Sicherheit weiter zu verbessern”, sagte der Landespolizeipräsident.
Zusatzinformationen:
„Schüler-FAIR-kehr” ist ein vernetzt angelegtes Projekt. Es umfasst neben der Verkehrssicherheit auch die Themen Gewalt, Mobbing oder Sachbeschädigung auf dem Schulweg. Deshalb wird bei der Ausbildung der Schülerinnen und Schüler durch die Polizei auch auf Konflikthandhabung und Streitschlichtung geachtet. Landesverkehrswacht und Polizei bereiten die Schülerinnen und Schüler systematisch und gezielt vor und werden dabei von den Schulleitungen und Kommunen tatkräftig unterstützt.
Die Landesverkehrswacht, das Innenministerium, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und die Unfallkasse Baden-Württemberg schreiben seit dem Schuljahr 2007/2008 einen Wettbewerb für Schulen, speziell für die vorbildliche Umsetzung des Projekts „Schüler-FAIR-kehr” aus, um die Sicherheit auf dem Schulweg und in den Schulbussen durch ehrenamtliches Engagement der Schüler zu verbessern. „Schüler-FAIR-kehr” wird von der Landesstiftung Baden-Württemberg und der EnBW finanziell unterstützt. Auch im laufenden Schuljahr 2010/2011 können sich wieder Schulen um Preise bewerben.
Die Preisträger:
1. Preis: 4.000 Euro, überreicht von Landespolizeipräsident Dr. Wolf Hammann, gestiftet von der EnBW
„BAS - Busbegleiter Altensteiger Schulen”
Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Schulen einer Stadt, von der Förderschule bis zum Gymnasium.
Dem Projekt ging eine grundlegende Schulweganalyse voraus. Täglich kommen circa 1.200 Schülerinnen und Schüler mit dem Bus zur Schule. Häufig kam es zu Konflikten oder Sachbeschädigungen.
In einem ersten Ausbildungsblock wurden im Schuljahr 2007/2008 die ersten 75 Busbegleiter ausgebildet. Ebenso erhielten die Busschüler aller Schulen in Altensteig eine Schulung durch Polizei, Busunternehmen und Schulen vor Ort, in den Bussen beziehungsweise an den Bushaltestellen.
Im Jahr 2009 wurden weitere 30 und im Jahr 2010 nochmals 40 Busbegleiter ausgebildet.
2. Preis: 2.000 Euro, überreicht gestiftet von der EnBW
„BaB - Bus auf Beinen - Eine begleitete Gehgemeinschaft von Schülern”, Waldschule Bissingen
Die Initiative zu diesem Projekt ging vom Arbeitskreis „Sicherer Schulweg” aus. Nach einer sehr gründlichen Schulweganalyse wurde der Schulwegplan initiiert. Die Schule liegt in einem verkehrsarmen Wohngebiet und kann von den Schülerinnen und Schülern der Grundschule auf gesicherten Wegen zu Fuß erreicht werden. Den Eltern wird auf der Homepage ein persönlicher interaktiver Schulwegplan angeboten. Eltern klicken die Straße ihres Wohnortes an und erhalten den persönlichen Schulwegplan mit wichtigen Hinweisen.
Die Gehgemeinschaft startet zu Fuß von einem Ausgangspunkt analog einer Bushaltestelle und geht dann zur Schule. Die Grundschüler werden von einem Erwachsenen begleitet. Die Begleitpersonen werden von der Polizei und der Kreisverkehrswacht unterwiesen und unterstützt. Nebenbei erlernen die Kinder richtiges Verhalten im Straßenverkehr, treffen Freunde, bewegen sich, erfahren ihre Umwelt und werden auf dem Weg zur Schule wach und fit.
3. Preis: 1.000 Euro, überreicht durch Herrn Dr. Kleine von der EnBW, gestiftet von der EnBW
„Schulbusbegleiter in Pfullingen”, Wilhelm-Hauff-Realschule in Pfullingen mit dem Friedrich-Schiller-Gymnasium in Tübingen
Eingebunden in das Schulprofil hat der bereits seit 1991 bestehende gemeinsame Arbeitskreis Schülerbeförderung zweier Schulen die Kampagne „Schüler-FAIR-kehr” als Pilotprojekt in vorbildlicher Weise umgesetzt. Auf der Basis einer Schulweganalyse und Schülerbefragung wurde ein Ausbildungskonzept entwickelt und die Schulbusbegleiter in einem Bewerbungsverfahren ausgesucht. Das Konzept wird regelmäßig überprüft und den Erfordernissen angepasst. Bereits im Jahr 2008 gewann dieses Projekt den 3. Preis. Es ist mittlerweile fast ein Statussymbol, Schulbusbegleiter zu sein und es gibt mehr Bewerber, als ausgebildet werden können.
Sonderpreise
Schulbusbegleiter der Werner-von-Siemens Realschule Kuppenheim, überreicht durch den Inspekteur der Polizei, Dieter Schneider:
Flug mit dem Polizeihubschrauber und Besuch der Wasserschutzpolizei mit Fahrt im Polizeiboot, gestiftet vom Innenministerium Baden-Württemberg
Auslöser dieses Projektes war der tragische Unfall einer Schülerin in der Heimatgemeinde des nun für dieses Projekt verantwortlichen Lehrers. Nach einer eingehenden Situationsanalyse vor Ort wurde die dringende Notwendigkeit von Schulbusbegleitern an der Realschule Kuppenheim erkannt. Getragen von der Schule und der Polizei wurden zwölf Schulbusbegleiter ausgebildet und auf ihre ehrenamtliche Aufgabe vorbereitet.
Die Schulbusbegleiter des Johann Baptist von Hirscher Bildungszentrums Bodnegg mit Grund-, Haupt- und Werkrealschule und Realschule, 200 Euro
Das soziale Engagement der Schülerinnen und Schüler wird in diesen Schulen bereits seit mehreren Jahren in beispielhafter Weise gefördert.
Die Schulbusbegleitung ist ein wesentlicher Teil des schulischen Gesamtkonzeptes zur Förderung des sozialen Engagements. Es umfasst Streitschlichtung, Gewaltprävention und seit 2003 auch Schulbusbegleitung, um den Schulweg sicher und angstfrei zu gestalten. Dieses Projekt erhielt im Jahr 2008 den 1. Preis und wurde seither stetig weiterentwickelt.
Die Schülerlotsen der Käthe-Kollwitz-Ganztagesförderschule in Crailsheim, 200 Euro
Das Gemeinschaftsprojekt mit der benachbarten Grund-Haupt- und Werkrealschule besteht seit dem Jahr 2007 und ist mittlerweile ein Selbstläufer geworden. Eine genaue Schulweganalyse wurde zusammen mit der Polizeidirektion Schwäbisch Hall durchgeführt, daraus entstand der Schulwegplan. Bereits zum dritten Mal fand die Schülerlotsenausbildung statt. 15 Schüler und Schülerinnen aus beiden Schulen wurden in Theorie und Praxis zu Schülerlotsen ausgebildet.
Die Schulweghelfer des Mörike-Gymnasiums Ludwigsburg, 200 Euro
Dieses Projekt hat es auf Anhieb in den Kreis der Preisträger geschafft. Es besteht seit dem Schuljahr 2006/2007 und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Das Projekt besticht durch die durchgängige und schlüssige Planungs- und Organisationsstruktur und ist in das Schulprofil zur Steigerung der sozialen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler fest integriert. Eine besondere Herausforderung für die Schulweghelfer ist die schwierige Lage der Verkehrsübergänge beim Bahnhof sowie die große Schülerzahl von 4.000 Schülern. Die Schulweghelfer müssen deshalb nicht nur für einen sicheren Schulweg sorgen, sondern gleichzeitig lange Rückstaus für die Autofahrer vermeiden.
Alle Teilnehmer an der Siegerehrung wurden zum des Basketball-Bundesligaspiel EnBW Ludwigsburg gegen BBC Bayreuth in der EnBW Arena in Ludwigsburg eingeladen.